Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung – auch ein logopädisches Anwendungsgebiet

Das Behandlungsfeld der Logopädie umfasst Störungen und Erkrankungen, die sich negativ auf die Sprache und das Sprechen der Patienten auswirken, indem sie beispielsweise die Sprachentwicklung, die Artikulation oder den Redefluss beeinträchtigen. Eine auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung, das heißt, eine Störung der Weiterverarbeitung von gehörten Funktionen scheinen auf den ersten Blick nicht in den Bereich eines Logopäden zu fallen. Die Einschränkungen von Hörverarbeitung und Hörwahrnehmung können jedoch zu Problemen bei der Unterscheidung von Lauten und in diesem Zuge auch zu Lese- und Rechtschreibdefiziten führen, wodurch der Bedarf einer logopädischen Therapie entsteht. Von der Störung betroffen sind fast ausschließlich Kinder.

Derartige Sprach- und Sprechstörungen, die als Folge einer anderen Erkrankung, in diesem Fall der auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung, entstehen, werden auch als sekundäre Störungen bezeichnet.

Was genau ist eine auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung?

Bei einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) handelt es sich nicht um eine Beeinträchtigung des Hörorgans selbst und auch eine Intelligenzminderung stellt nicht den Grund der Störung der Verarbeitung von gehörten Informationen dar. Der Auslöser ist eine Störung der Hörnerven, welche die Aufgabe besitzen, Informationen an das Großhirn weiterzuleiten, wo diese im Anschluss weiterverarbeitet werden.

Dieser Prozess der Weiterverarbeitung setzt sich aus vier Teilbereichen zusammen, von denen alle auf verschiedene Weise und in unterschiedlicher Stärke von der AVWS betroffen sein können:

  • Lokalisation (Wahrnehmung der Richtung und Entfernung der Schallquelle)
  • Diskrimination (Unterscheidung von Lauten und Silben)
  • Selektion (Herausfiltern von Informationen)
  • Dichotisches Hören (Hören mit beiden Ohren)

Eine konkrete Beispielsituation, in welcher eine Selektionsstörung für Schwierigkeiten sorgen kann, ist der Unterricht in der Schule. Sind zusätzlich zum Gesagtem der Lehrperson noch Hintergrundgeräusche wahrzunehmen, sind betroffene Kinder nicht in der Lage, die Worte des Lehrers aus dem Umgebungslärm herauszufiltern. Bei einer Störung der Diskrimination ist es kaum möglich, das Gesprochene eines Gegenübers richtig oder sogar überhaupt zu verstehen, da phonetisch ähnliche Laute nicht als unterschiedlich wahrgenommen werden.

Welche Ursachen führen zu der Störung?

Die Ursachen von auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen sind in den meisten Fällen eher hypothetisch und nicht ausreichend wissenschaftlich belegt. Als negative Einflussfaktoren werden jedoch medizinische Faktoren sowie Einwirkungen durch die Umwelt, das heißt, das Umfeld des Kindes, gesehen. Zu den medizinischen Ursachen könnten unter anderem Mittelohrentzündungen, die bereits im frühen Kindesalter aufgetreten sind und eine längere Zeit angehalten haben, Verzögerungen der Hirnreifung sowie Schädigungen des Gehirnes im frühen Alter des Kindes gehören. Mögliche Einflüsse der Umwelt, die sich potenziell negativ auf das Kind ausgewirkt und dadurch die Entstehung einer AVWS begünstigt haben könnten, sind sowohl ein zu geringes, als auch ein zu hohes Angebot an auditiven Sprachreizen. Ersteres meint beispielsweise eine nicht ausreichende kommunikative Auseinandersetzung mit dem Kind, letzteres, einen zu hohen und zu lang andauernderen Fernsehkonsum sowie das Führen von Gesprächen parallel zu Fernseh- oder Radiokonsum.

Wie kann eine auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung logopädisch behandelt werden?

Begleitend zu einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung können noch weitere Störungen im logopädischen Bereich auftreten, wie etwa eine Lese-Rechtschreib- oder eine Rechenstörung. Ist die der Fall, ist es erforderlich, diese Störungen ebenfalls zu behandeln, wodurch sich die Dauer der logopädischen Therapie erhöht.

Im Regelfall umfasst die logopädische Behandlung einer AVWS 10 bis 20 Therapiestunden, die ein- bis zweimal wöchentlich in Einzeltherapie durchgeführt werden. Ergänzend ist der Einsatz einer Gruppentherapie möglich. Da zusätzlich häufig Aufmerksamkeitsprobleme auftreten, ist eine umfassendere Diagnostik notwendig, die oft eine Vorstellung bei einem Facharzt für Phoniatrie/Pädaudiologie und/oder für Kinder- und Jugendpsychiatrie umfasst. Generell, sind eine Beratung von Eltern und Erziehern oder Lehrern, je nach Kindesalter, eine Anpassung der Hörumgebung, beispielsweise durch Optimierung der Raumakustik, sowie eine Therapie der beeinträchtigten Teilfunktionen, ein zentraler Bestandteil der logopädischen Behandlung. Aufgrund der mangelhaften Studienlage, sollte der Erfolg der Therapie jedoch regelmäßig überprüft und kritisch reflektiert werden. Ist keine Besserung absehbar, steht der Umgang mit der AVWS im Alltag im Vordergrund der logopädischen Behandlung.

Ihre Logopädiepraxis in Greven, Münster und dem Münsterland

Sie befürchten, Ihr Kind könnte von einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung und in Folge dessen einer eventuellen Sprech- oder Sprachstörung, betroffen zu sein? Sie benötigen Unterstützung oder haben noch weitere Fragen im Bereich der Logopädie? In der Logopädie Praxis Jopp beraten und informieren wir Sie gerne.

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